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Oder-Havel-Kanal
  Kanalbauten
Es ist damit zu rechnen, daß die Havel bereits früh auf kurzen Strecken kanalisiert, vertieft oder begradigt wurde. Besonders der Bau des Finowkanals 1743 - 1746 muß Arbeiten mit dem Ziel eines problemlosen Schiffsverkehr zwischen Spandau und Liebenwalde notwendig gemacht haben. Diese Arbeiten sind aber nicht schriftlich festgehalten worden.
In den Jahren 1876 - 1881 wurde die Havel zwischen Pinnow und Hennigsdorf begradigt.. (in Arbeit)
Der Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin (Hohenzollernkanal, Oder-Havel-Kanal) wurde am 1.4.1905 beschlossen, zwischen 1906 und 1912 gebaut und am 17. Juni 1914 auf ganzer Strecke in Betrieb genommen. Die Länge zwischen Hohensaaten und Hennigsdorf betrug 64,4 km. Da die neue Kanalstrecke nun breiter, tiefer und kürzer war, mußte der Pegelunterschied zwischen Lehnitz Unterpegel und Spandau Oberpegel verkleinert werden, um durch das sonst zu schnelle Fließen einen zu hohen Wasserstand besonders auf dem südlichen Teil der Kanalstrecke zu vermeiden. Aus diesem Grunde wurde der Wasserspiegel unterhalb der Lehnitzschleuse um 50 cm gesenkt. Der Kanal wurde dementsprechend konzipiert, nur natürliche Gewässer, wie der Lehnitzsee oder der Pinnower See wurden dadurch verändert (verkleinert bzw. flacher).

Bearbeitete Kopie einer Karte aus der Planungszeit des Kanals um 1900. Sie zeigt etwa einen Kilometer zwischen Pinnow und dem Bollwerk bei Hohen Neuendorf (Niederheide). Deutlich ist zu erkennen, daß der geplante Kanal (hier lila gestrichelt) bereits einen Vorläufer hatte (hier hellblau), dessen Lauf man großenteils folgte. Reste des alten Havellaufs sind grün dargestellt.

 

(Original in Privatbesitz)

Bild rechts:

Blick von der neuen (1999) Ruhlsdorfer Bahnbrücke in Richtung Osten.

links:
   
Arbeitstexte

Ragöser Damm: Standort: Oder-Havel-Wasserstraße km 71,89 (nordöstlich von Eberswalde)
Baujahr: 1908
Funktion: Unterführung der Ragöse unter dem Kanal im Zuge einer hohen Dammstrecke (27 m Höhenunterschied)

In Auswertung der Ursachen von Schadensfällen an Dämmen von Bundeswasserstraßen wurde durch das WSA Eberswalde u.a. die Überprüfung der Standsicherheit des an der Havel-Oder-Wasserstraße östlich von Eberswalde gelegenen Ragöser Dammes veranlasst. Der Ragöser Damm ist mit 28 m Höhe der größte Kanaldamm Europas. Es wurde festgestellt, dass bei großflächigem Versagen der Kanaldichtung der durchströmte Damm nicht standsicher bleibt. Um den Ragöser Damm dem heutigen Stand der Technik anzupassen, wurde es notwendig, sogenannte Nachsorgemaßnahmen durchzuführen. 1998 fertig

Die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Mark erbauten Kanäle folgten noch vorwiegend
dem Gelände.
...Zur Jahrhundertwende (1800) erlebte der Ausbau der Wasserstraßen- und Kanalnetze noch einmal einen Boom.
Damals - wie heute wieder - wurden Baustoffe für Berlin über die Kanäle herangeschafft. 1,5 Milliarden Mark kosteten
die Pläne der Kanalvorlagen in Preußen. Auch zwischen Berlin und Oder wurde ein neuer, breiterer Kanal gebaut und
1914 eingeweiht: der Hohenzollern-Kanal, die heutige Havel-Oder-Wasserstraße, etwa 100 Kilometer lang. Sie beginnt
in Spandau, im Norden Berlins, und verläuft unweit des Finowkanals, ist aber geradliniger, breiter und schneller.
Die Schiffe müssen nur noch drei Geländestufen überwinden. Die größte davon liegt am Rande der Barnimer Hochfläche
bei Niederfinow. Der Höhenunterschied zum Odertal beträgt hier 36 Meter. Der Abstieg des Kanals forderte die ganze
Kunst der Ingenieure. Zur Überwindung des Höhenunterschiedes wurden zunächst eine Treppe von Schleusen angelegt,
vier Schleusen unmittelbar hintereinander. Die Anlage, 1914 in Betrieb genommen, arbeitete nicht einwandfrei und
vor allem sehr langsam. [1]
Die Lösung war schließlich das Schiffshebewerk.
Heute dauert es 20 Minuten, wenn ein Schiff das Hebewerk passiert.
15 Jahre nahm allein die Planungsphase für das Projekt in Anspruch, die zudem durch den Ersten Weltkrieg
unterbrochen wurde. In dieser Zeit wurden eine Vielzahl von Entwürfen entwickelt, in staatlichen Behörden geprüft
und einzelne Bauteile, wie Seile, Elektro-Antriebe und Abdichtungssyteme, im Modellversuch in Berlin-Dahlem getestet.
Die ungewöhnlichen Dimensionen des Hebwerks, seine Höhe, die Größe des Troges und dementsprechend die Lasten,
die zu bewegen waren, machten diese Lange Planungsphase nötig... mehr dazu hier!
Zeitschrift für Heimatkunde und Heimatpflege von Rudolf Schmidt von 1926
Im Artikel "Durch märkischen Sand zum Ostseestrand" ist zu lesen:
In den Jahren 1908 bis 1914 ist das Wasserstraßennetz der Mark Brandenburg durch die großzügige Anlage des
Großschiffahrtsweges Berlin - Stettin, der bei seiner Einweihung, am 17. Juni 1914, den Namen "Hohenzollernkanal"
erhielt, vermerkt worden. Er hat eine mit den Jahren immer größere Bedeutung gewonnen, und gerade jetzt wird er,
seiner immensen Wichtigkeit wegen, durch die Anlage eines den Niederfinower Abstieg ergänzenden Hebewerkes
erweitert und verbessert.
Am 8. Februar 1905 ermächtigte der preußische Landtag die Regierung zur Erbauung des Großschiffahrtsweges
Berlin - Stettin, für den durch Gesetz vom 1. April 1905 die Kostenbewilligung von 43,5 Millionen Mark erfolgte.
Noch in dem selben Jahre begann man mit den Vorarbeiten, und im Jahre 1908 setzten die Erdarbeiten auf allen
Strecken ein. Ein Hauptbauamt (Potsdam) und fünf Bauämter (Berlin, Oranienburg, Eberswalde, Oderberg und Schwedt)
mit 14 Streckenbauleitungen verteilten die Arbeiten Derart, daß der gesamte Kanalbau gleichmäßig fortschritt.
Nach 6 Jahren war das gewaltige Werk fertig. Am 1. Aprli 1913 konnte bereits ein Probebetrieb eröffnet werden.
Die Wasserstraße hat eine Länge von rund 100 Kilometer. Sie beginnt in Plötzensee bei Berlin, wo eine neue
doppelte Schleusenanlage geschaffen wurde. Da, wo früher eine kleine, unscheinbare Brücke den Kanal überspannte,
wurde die Seestraße mit einem eleganten Betonträger von 55 Meter lichter Weite über die neue breite Wasserader
geführt. Die Linienführung folgte zunächst der Richtung des Spandauer Schiffahrtskanals bis Haselhorst. Von hier
aus ist bis zum Tegeler See ein neues Bett gegraben, das den großen Bogen des genannten Kanals abkürzt.
Vom Tegeler See folgt die Schiffahrtsstraße der vertieften und begradigten Stromhavel bis zum Lehnitzsee bei
Oranienburg. Bei Pinnow-Borgsdorf tritt der Großschiffahrtsweg in das Gebiet der Stadt Oranienburg ein.
Bei Lehnitz mündet er in den Lehnitzsee. Rote und schwarze Tonnen bezeichnen die ausgebaggerte Fahrstraße, welche
die Richtung nach Lehnitzschleuse zeigt. Dies vermittelt mit 5,8 Meter Hebung den Übergang zu der rund 50 Kilometer
langen Scheitelhaltung des Kanals.
Während die neuen Schleusen bei Plötzensee und Spandau 67 Meter nutzbarer Länge besitzen, ist die Lehnitzschleuse
85 Meter lang, um 4 Finowkähne oder ein 600-Tonnen-Schiff mit Schleppdampfer gleichzeitig aufnehmen zu können.
Durch die neben der Schleuse angelegte Bootsbahn können Ruderboote ohne Benutzung des Schleusenwassers befördert
werden. Die hinter der Lehnitzschleuse beginnende Scheitelhaltung des Kanals benutzt auf etwa 6,5 Kilometer Länge
den Malzer Kanal, der unter Einbau von Begradigungen und Durchstichen auf eine Wasserspiegelfläche von 38 Metern
gebracht wurde. Im allgemeinen beträgt die Spiegelbreite der neuen Wasserstraße im gewöhnlichen Querschnitt
33 Meter, der Wasserquerschnitt 68 Quadratmeter, die Tiefe in der Mitte 3, an den Seiten 2,3 Meter in 10 Meter
Abstand vo der Achse.
In gleicher Richtung wie der südlich vorbeiziehendeFinowkanalgeht dann die Kanallinie bis nach Zerpenschleuse,
wo sie mit der Havel-Oder-Wasserstraße zusammentrifft.
Nach Passierung der Pechteicher Gewässer mit der architektonisch und landschaftlich wohl schönsten Kanalbrücke,
der Pechteicher Wassertorbrücke und der Einmündung des Werbellinkanals, zieht sich die Kanallinie auf dem
Höhenrand des Finowtals, an Steinfurth, Heegermühle, Lichterfelde vorbei bis in das Gebiet der Stadt Eberswalde
und weiterhin bis Niederfinow. Außer dem Wassertor der Pechteicher Brücke sind noch zwei weitere Sicherheitstore
eingebaut (Lichterfelde und Eberswalde).
Durch den Niederfinower Abstieg steigt der Kanal 36 Meter tirf ins Odertal herab. Von Niederfinow bis Hohensaaten
folgt die neue Wasserstraße dem Lauf der alten Oder, die hier vertieft ist, 
Zu den interessantesten Kanalbauten gehört der Eberswalder Brückenkanal, mittels welchem nördlich von Eberswalde
der Kanal über die Berlin-Stettiner Eisenbahn hinweggeführt wird.
Einen nicht minder großartigen Eindruck gewährt der 28 Meter hohe Ragöser Damm, der quer durch die liebliche
Landschaft des Ragöser Tals geführt, in einer Länge von 1000 Metern sich erhebt und der höchste Kanaldamm der
Welt ist. Eine überwältigenden Eindruck gewährt schließlich der Niederfinower Abstieg.
Eine Schleusentreppe von 4 Schleusen überwindet hier den gewaltigen Höhenunterschied von 36 Metern, den der
Abstieg des Kanals ins Odertal erfordert [2].