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Arbeitstexte
Im Zuge des in Vorbereitung befindlichen Schiffshebewerk-Neubau
soll nur die Schleuse 1 (Nähe oberer Parkplatz) erhalten bleiben!
Am Ende des Hohenzollern-Kanals mußten vier Schleusen mit jeweils einer Hubhöhe von 9 Metern aneinandergereiht
werden, um den Abstieg von 36 Meter zu schaffen. Die Schleusenkammern, von denen die oberste noch am besten
erhalten ist, haben eine Nutzbare Länge von 67 Meter und eine nutzbare Breite von 10 Meter. Um die Schleusen-
treppe von beiden Richtungen gleichzeitig befahren zu können, befinden sich zwischen den einzelnen Schleusen
260 Meter sogenannte Zwischenhaltung, wo sich das Berg- und das Talfahrende Schiff kreuzen konnten.
An jedes Schleusenbecken war noch ein Sparbecken angeschlossen, dass den Wasserverlust bei der Schleusung
vermindern sollte.
Einige Zahlen aus der Bauchronik:
Der Erdaushub betrug: 600 000 Kubickmeter.
Verbrauchte Baumaterialien: 20 000 Tonnen Zement, 4 Mill.Ziegelsteine, 6 000 Tonnen Traß,
70 000 Kubickmeter Kies, 20 000 Steinschlag,
6 000 Kubickmeter Pflastersteine für die Zwischenhaltungen,
500 Tonnen Eiseneinlagen in den Beton,
2 200 Tonnen eiserne Spuntwände,
500 Tonnen Eisen für die Zylinderschütze,
175 Tonnen Eisen für die Untertore und 80 Tonnen Eisen für die Obertore.
Der Bau jeder Schleuse kostete ca. 1,5 Mill. Mark, also gesamt etwa 6 Mill. Mark.
Trotzdem waren die Schleusentreppen unwirtschaftlich, einmal des hohen Wasserverbrauches, zum anderen wegen der
langen Durchfahrtszeit vo anderthalb Stunden. (Inbetriebnahme 1914 - Schließung 1972)
Zu besichtigen ist die Anlage der Schleusentreppe zwischen dem oberen Parkplatz und der Zufahrtstraße zum Hebewerk
(Liepe - Niederfinow). Leider sind zwischenzeitlich Anlagenteile der Schleusentreppe demontiert worden.
Die einzige komplette Schleuse ist die Schleuse 1 direkt am oberen Parkplatz.
Bei Rudolf Schmidt (Eberswalde 1914) gelesen:
Die Niederfinower Schleusen sind nach dem System der sogen. Verbundschleusen angelegt, d.h. zwischen je 2 Schleusen
ist eine kurze Zwischenhaltung - hier 260 Meter - eingeschaltet. Darin begegnen sich die Fahrzeuge; beim Schleusen-
vorgang durchströmt sie das Schleusenwasser, aber sie behalten stets den gleichen Wasserstand.
Zur Durchfahrung, die mit Hilfe elektrischer Lokomotiven, welche vom Ufer aus treideln, geschieht, sind in
12 Minuten, einschließlich Ein- und Ausfahrt in die Schleusen, erforderlich. Zur Erleichterung der Schiffsbegegnung
in den Zwischenhaltungen sind die Achsen der Schleusen um 10 Meter nach rechts versetzt.
Die Schleuse selbst - der normale Aufbau ist bei allen 4 Schleusen bis auf die Fundierungen derselbe -
besteht aus der in der Mitte liegenden Schleusenkammer von 10 Metern lichter Weite und 67 Metern nutzbarer Länge.
Die Kammermauern sind unten 8 Meter breit und vejüngen sich nach oben hin. Die Sohlen bestehen aus Beton mi Eisen-
einlagen und haben eine Stärke von 1,20 bis 2 Metern. Zur weiteren Sicherung wurden die Schleusen mit Eisenspund-
wänden umgeben, die teilweise bis 16 m tief in das Erdreich eingetrieben wurden. Ober- und Untertore sind Stemmtore.
Zu beiden Seiten der Schleusenkammer sind je 3 Sparbecken angeordnet. Diese sind oben offen und haben zusammen
nur drei verschiedene Höhenlagen, so daß zwei gegenüberliegende immer nur als eins wirken. Die Wasserersparnis
beträgt 60 Prozent, so daß für den Schleusenbetrieb nur 3,57 Meter Gefallhöhe verbraucht wurden. Der Wasserver-
brauch entspricht dem jetzt für den Finowkanal erforderlichen Betriebswasser.
Für den Betrieb der Schleusen sind in die beiden Kammermauern Umlaufkanäle mit großem Querschnitt eingebaut,
welche vor den Obertoren ihren Einlauf haben und unterhalb der Untertore münden. Von diesen Umlaufkanälen zweigen
je zwölf kleinere Stichkanäle nach der Schleusenkammer, und je drei Seitenkanäle für die an der entsprechenden Seite
liegenden drei Sparbecken ab. Die Umlaufkanäle sind oben durch Zylinderventile, unten durch Segmentschütze
geschlossen. Während die Stichkanäle offen sind, haben die Seitenkanäle wieder Zylinderventile. Der Antrieb aller
Bewegungsvorrichtungen erfolgt elektrisch.
Die Schleusen I, II und III stehen auf gewachsenen Boden. Die Schleuse IV liegt im Moor, dessen Mächtigkeit vom
Oberhaupt zum Unterhaupt von etwa 2 bis auf 5 1/2 Meter steigt. Das Moor wurde unter Wasserhaltung mittels Grund-
wassersenkung ausgehoben und die Kammermauern auf eine Pfahlbürste von 2000 Pfählen gegründet, die Seitenbäcken
stehen auf eingeschlemmten Sandboden.
Füllung und Entleerung einer Schleuse erfolgt je in 9 Minuten. Berücksichtigt man, daß zur Durchfahrung der Vorhäfen
und Zwischenhaltungen mechanischer Schiffszug vorhanden ist, so beträgt die Zeit für eine Doppelschleusung
2 x 21 = 42 Minuten. Die Durchfahrung der ganzen Treppe erforderte 4 x 21 = 84 Minuten = rd. 1 1/2 Stunden.
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